Das große Finale in Venedig – zufrieden und erleichtert

Jetzt ist es also vollbracht. Ich sitze (oder besser liege) in meinem Hotel in Venedig und schreibe den letzten Tagesbericht meiner großen Alpenüberquerung von München nach Venedig. Seit 30 Tagen habe ich auf diesen Moment hingefiebert, es teilweise nicht für möglich gehalten, dass es ihn geben wird, ihn aber nie als das große Ziel meiner Bemühungen aus den Augen verloren. Und, was ich am Anfang zwar für möglich hielt, sonst hätte ich das Unternehmen gar nicht erst begonnen, aber doch für nicht sehr wahrscheinlich, ist heute war geworden: ich bin tatsächlich von München nach Venedig gewandert.

Es ist kein großes Triumphgefühl, eher Zufriedenheit, seine eigenen Zweifel überwunden und die Niederschläge weggesteckt zu haben und immer wieder weiter gewandert zu sein. Über was sollte ich auch triumphieren? Höchstens über mich selbst und meine Trägheit. Aber zufrieden kann ich sein und bin es auch.

Und erleichtert, es geschafft zu haben und deswegen nicht mehr jeden Tag aufs neue loswandern zu müssen, sondern einfach mal nichts tun zu können. Erleichterung auch, dass ich den Mund nicht zu voll genommen habe, mit der Ankündigung nach Venedig wandern zu wollen. Und erleichtert bin ich vor allem nach den letzten Tagen, die aufgrund der Hitze, der Länge der Etappen und auch der mangelnden Abwechslung mit die schwierigsten waren, erleichtert es gut und wohlauf überstanden zu haben und morgen nicht wieder durch die Hitze wandern muss.

Was gibt es über den heutigen Tag außer seinen glücklichen Ende noch zu berichten? Da das Hotel erst ab 8:30 Uhr Frühstück anbot, bin ich heute erst kurz vor halb zehn gestartet, da war es schon ziemlich heiß und vor allem schwül. Und dann begann wieder so ein Geduldsspiel, über den es im Wanderführer nur lapidar heißt: Wir biegen nach rechts auf den Hochwasserdamm des Sile, den wir für 9 km folgen. D.h. 9km immer auf dem Damm entlang, mit wenig Schatten und noch weniger Abwechslung, rechts der Fluss mit schilfbestandenem Ufer, links Felder, manchmal ein paar Bäume und das fast zwei Stunden lang…

Der Siledamm

Aber wie alles in der Welt hat auch das mal ein Ende und nach einem etwas unschönen Straßenstück kam das Meer, die Adria. Endlich Mal etwas ganz neues und das angenehmste Erlebnis des heutigen Tages. Nach 30 Tagen in Wanderschuhen über Feld-, Wald- und Wiesenwege, über asphaltierte Straßen, über Felsen, Blockwerk, Geröll und Schneefelder endlich ein Stück barfuß gehen, sich von dem warmen, weichen, feuchten Sand und dem Wasser die Füße massieren zu lassen ist das schönste, was einem auf dieser Wanderung passieren kann.

Der Adriastrand

Aber wie die unangenehmen haben auch die Angaben angenehmen ein Ende und so musste ich nach einiger Zeit wieder auf die Straße, wo dann mein 10 kilometriger Endspurt nach Punta Sabbione, von wo aus die Schiffe nach Venedig fahren, begann. Trotz aller Hitze eilte ich jetzt regelrecht dem Ende entgegen, nur noch dieses Stück und dann ist es geschafft. Die Straßenkilometermarkierungen waren mein Countdown, der immer schneller runter zählte, nur noch ein paar Kilometer, dann noch einer:

Noch ein Kilometer bis Punta Sabbione

Und dann war es geschafft, ich stand an der Lagune und am Horizont war Venedig zu sehen. Jetzt noch eine Bootsfahrt, ein paar hundert Meter gehen und ich stehe am Markusplatz.

Venedig in Sicht

Aber mit der Bootsfahrt wartete ich noch ein wenig, um einfach noch etwas dass Gefühl zu genießen, den Wanderteil jetzt endgültig geschafft zu haben. Die Bootsfahrt ging dann noch über den Lido und dann stand ich tatsächlich auf dem Markusplatz, wo ich mich nochmal mit Karsten traf, der auch noch in Venedig erst und mein Zielbild aufgenommen hat (vielen Dank noch mal):

Stefan nach 550 km an Ziel vor der Basilica San Marco

Am Abend war ich dann noch mit Karsten essen und jetzt werde ich das erste Mal seit einem Monat schlafen gehen und muss nicht an die Wanderung von morgen denken.

Meine letzte Etappe: Jesolo – Punta Sabbione

6 Gedanken zu “Das große Finale in Venedig – zufrieden und erleichtert

  1. dirk1942

    Lieberr Stefan,herzlichen Glückwunsch für die phänomenale Leistung,die du vollbracht hast!
    Wir sind stolz auf dich.
    Mama und Papa

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  2. Sonja

    Hut ab, Stefan! Du kannst echt stolz auf dich sein! Ich freu mich mit dir über deine Ankunft in Venedig und danke dir, dass du mich an deinen Gedanken während deiner Reise hast teilhaben lassen. Liebe Grüße, Sonja

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